Geschichte

imgp0495Liebe Besucher, an dieser Stelle erhalten Sie einen kurzen Überblick über die Geschichte der Anstalt am Domjüchsee.

Besonders Bedanken möchte sich unser Verein bei Frau Christiane Witzke. Frau Witzke hat uns gestattet, auf Fakten aus ihrem Buch „Domjüch-Erinnerungen an eine Heil- und Pflegeanstalt in Mecklenburg-Strelitz“ zürückzugreifen.

 

Ohne Ihre akribische Recherche, wäre es uns heute nicht möglich, die Geschichte der Anstalt zu rekonstruieren.

 

 

 

 

 

 


 

Im Jahr 1798 lässt Herzog Carl, als Ersatz des alten Zuchthauses und auf dem Gelände, des im Jahre 1712 abgebrannten Strelitzer Schlosses, ein neues grösseres Gefängnis errichten.

 

Erst 1805 ist der Bau vollendet und erhält den Namen „Landarbeits, Zucht- und Irrenhaus“.

 

In dieser Anstalt werden Verbrecher, Trinker, Landstreicher und Geisteskranke verwahrt.

 

1808 lässt sich der praktische Arzt Dr. Martin Hanius in Strelitz nieder. Im Jahr 1818 übernimmt Dr. Hanius auch die hausärztliche Betreuung sämtlicher Anstaltsinsassen.

20 Thaler Gold werden ihm dafür jährlich vom Magistrat aus der Armenkasse der Stadt bewilligt.

 

1849 beendet Dr. Hanius im Alter von 71 Jahren diese Tätigkeit.

 

1850 übernimmt Obermedizinalrat Dr. Carl Peters diese Aufgabe.

 

Im Jahr 1863 wird erstmalig über die Einrichtung einer separaten Irrenanstalt durch den Grossherzog Friedrich Wilhelm nachgedacht.

 

Planungen hierfür werden durch den bekannten Landesbaumeister Friedrich-Wilhelm Buttel angestellt. Die Planungen für ein neues Irrenhaus kommen jedoch zum Erliegen und werden nicht weiter verfolgt. Am 4. November wählt Friedrich-Wilhelm Buttel den Freitod.

 

1888 werden im Zuchthaus 97 Geisteskranke gezählt,Altes Zuchthaus Strelitz diese sind im unteren Geschoss des Zuchthauses untergebracht.

In der oberen Etage sind die Sträflinge verwahrt.altes Zuchthaus

 

Durch den medizinischen Fortschritt ist es mittlerweile möglich, bestimmte Krankheitssymptome als Geisteskrankheit zu erkennen.

Richtungsweisend sind hierbei die Studien, des berühmten Neustrelitzer Psychiaters Prof. Dr. Ernst Kraepelin.

 

Ab 1890 wird versucht die Stelle eines Irrenarztes zu besetzen.

 

Am 02.03.1894 ernennt der Grossherog Friedrich Wilhelm, den Psychiater Dr. med. Carl Serger zum „Arzt an der Irrenanstalt in Strelitz“. Dr. Serger war bis dahin Assistenzarzt an der Irrenanstalt Sachsenberg bei Schwerin.

 

In der Anstalt werden 1893, 60 weibliche und 45 männliche Kranke verwahrt. Alle zur Verfügung stehenden 18 Zellen werden dafür genutzt.

Unterstützt wird der verbeamtete Dr. Serger durch Diakonissen aus Danzig und Ludwigslust.

 

1895 zeigt Dr. Serger den Mitgliedern der Landesregierung die Anstalt. Nach Meinung von Dr. Serger kann nur eine neue Anstalt, die katastrophalen Bedingungen beseitigen.

 

1896 wird eine Kommission eingesetzt, die klären soll, ob der Neubau einer neuen Strafanstalt oder aber einer Irrenanstalt der richtige Weg ist die Misstände zu beseitigen.

 

 

Die Kommission schlägt den Neubau einer Irrenanstalt vor.

 

Die Städte Neubrandenburg, Woldegk, Wesenberg, die Residenzstadt Neustrelitz, die Gemeinde Zierke sowie Neustrelitzer Privatpersonen unterbreiten der Kommission  Angebote für einen Bauplatz.

Man verspricht sich von der Anstalt grosse ökonomische Vorteile.

 

Der Magistrat von Strelitz (Alt) erklärt sich bereit, ein Gelände in der Nähe des Grossen und des Kleinen Domjüchsees zur Verfügung zu stellen.

 

 

Eine neue Kommission, diesmal zuständig für den Bauplatz, besichtigt das Gelände am Domjüchsee und hält es für geeignet.IMGP0461

 

1898 wird der Baumeister Otto Witzeck mit den Entwurfarbeiten beauftragt.

 

Der Kostenvoranschlag für den Bau beträgt 735.000.- Mark.

 

Die Pläne werden vom Landtag genehmigt und bewilligt wird eine Landesbeihilfe von 9.000.- Mark für den Bau der Chaussee zur Irrenanstalt.

 

Am 01. März 1899 erfolgt der erste Spatenstich. Im Sommer wird als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber dem Grossherzog, die „Friedrich-Wilhelm Eiche“ gepflanzt.

 

Im November 1899 ist die Chaussee zur Anstalt gepflastert. 3 weitere Jahre sollen noch vergehen, um das Gesamtprojekt zu vollenden.

Im  August 1902 meldet die „ Neustrelitzer Zeitung“ aus Strelitz(Alt), dass seit Tagen Vorkehrungen zum Umzug, in die neue Landesirrenanstalt, die künftig 180 Kranken Platz bieten wird, getroffen werden.

 

 

Von einer offiziellen Einweihungsfeier hat man aber Abstand genommen.

Nur eine  wehende Fahne zeigt die Bedeutung des Tages an. Am 21. August halten 70 Frauen und 60 Männer Einzug.

 

 

Zur Anlage gehören das Verwaltungsgebäude, 4 Krankenhäuser, Küche und Waschküche, Maschinenhaus mit Wasserturm und Schornstein, sowie ein Landwirtschaftsgebäude.

 

Dr. Serger wird als Direktor der Anstalt eingesetzt. Ihm zur Seite stehen anfangs im Nebenamt ein Hilfsarzt, eine Oberin und zwölf Pflegerinnen, ein Oberwärter und elf Pfleger.

 

Am 20. Dezember 1905 wird Dr. Serger vom Großherzog Adolf Friedrich V. zum Sanitätsrat ernannt.

 

1906 werden Aufnahmebedingungen festgelegt. Sie umfassen 16 Paragrafen.

 

Die Anstalt wird zum größten Arbeitgeber der Gegend.

 

1909/10  wird wegen Platzmangel, nördlich der Anstalt ein weiteres Krankenhaus errichtet.

 

1910 ertrinkt Dr. Jühlke im großen Domjüchsee.

 

Am 22. Juli 1910 wird Dr. Serger in Anerkennung seiner Leistungen das Ritterkreuz des   Greifenordens verliehen.

 

Am 1. September 1910 wird Dr. Lomer Nachfolger von Dr. Jühlke.

 

1913 ereignet sich eine Tragödie. Warum auch immer will Dr. Lomer, Dr. Serger wegen einer nachgesagten Liebschaft bei der Ärztekammer melden.

Dr. Serger kehrt am 18. Oktober 1913 von einem Spaziergang nicht zurück.

Am 20. Oktober wird seine Leiche aus der kleinen Domjüch geholt.

 

Am 22. November 1913, tritt Dr. med. Hermann Starke seinen Dienst in Domjüch an.

Ab Mai 1914 wird Dr. Wilhelm Spohr Hilfsarzt.

 

Mit Beginn des 1. Weltkrieges geht der Krankenstand zurück.

 

Im Dezember 1916 wird in der Anstalt eine Abteilung mit 20 Betten speziell für nervenkranke Soldaten eingerichtet.

 

Am 1. Januar 1918 verzeichnet die Statistik  lt. Jahresbericht 141 Kranke, 58 Männer und 83 Frauen.

 

Mit der Novemberrevolution ist die großherzogliche Verwaltung der Anstalt vorbei.

Das Großherzogtum Mecklenburg – Strelitz gibt es nicht mehr.

 

 

Seit dem 1. Januar 1919 ist der Freistaat Mecklenburg ausgerufen.

Domjüch ist jetzt eine staatliche Einrichtung. Bereits 1916 wird sie in der Gesetzgebung als

„Landes-Heil- und Pflegeanstalt“ bezeichnet.

 

1919 wird Dr. Spohr Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von  Strelitz.

Die Abteilung für „Nervenkranke Soldaten“ wird wieder aufgelöst.

 

Am 31. Januar 1920 hat die Anstalt nur noch 139 Insassen, 47 Männer und 92 Frauen.

 

Wie Dr. Serger, ist Dr. Starke ein eifriger Verfechter der Beschäftigungstherapie. Die Frauen helfen im Haus oder in der Nähstube, die Männer können sich in der Tischlerei, Schusterei, Schneiderei, Schlosserei, Tapezierwerkstatt oder in der Landwirtschaft betätigen.

 

Zum 1. Oktober 1920 wird aus Kostengründen das Landessäuglingsheim aus der Neustrelitzer Hofmarschallvilla (Parkstraße 1) in den einstigen Neubau der Landes-Heilanstalt verlegt. 60 Betten stehen dafür zur Verfügung.

 

Auch ein Landeskinderheim mit 20 Betten wird dort eingerichtet. (Anmerkung Redaktion: Sitz des Vereins, bis zum Einzug aus der Domjüch ist seit Gründung die Parkstraße 1,  ehemalige Hofmarschallvilla – v.g. Fakt war dato nicht bekannt)

 

 

Sanitätsrat Dr. Starke, wird am 21. August 1921 durch Beschluss des Staatsministeriums die Amtsbezeichnung „Medizinalrat“ beigelegt.

 

Dr. Spohr, anerkanntes Mitglied der Altstreltzer Gesellschaft, wird am 1. April zum Medizinalrat ernannt.

 

1925 im Juli brennt ein Wirtschaftsgebäude der Anstalt ab. Ein Schwein, Heu, Speck und andere Lebensmittelvorräte werden Opfer der Flammen. Das ist ein herber Verlust.

 

1927 begeht die Anstalt mit einer kleinen Feier ihr 25jähriges Bestehen.

 

 

Am 1. Oktober verstirbt Dr. Spohr plötzlich an Herzlähmung. Er hatte sich bei einem Patienten angesteckt.

 

Am 1. Januar 1928 tritt Medizinalrat Dr. med. Franz Schlund die Nachfolge von Dr. Spohr an.

 

Zum 1. Oktober 1928 wird das Landeskinderheim aufgelöst und die Kinder dem Borwinheim zugewiesen. Das Landessäuglingsheim verbleibt auf der Domjüch.

 

In diesen Jahren wird auch der Landwirtschaftsbetrieb der Domjüch erweitert um die mögliche Unabhängigkeit von Zulieferern zu ermöglichen.

 

1931 weilen  als Insassen auch zwei Angehörige aus einer alteingesessenen mecklenburgischen Adelsfamilie auf der Domjüch. Sie sind hier zur Pflege. Heilen können die Ärzte sie nicht mehr.

 

1931 verliert die kleine Stadt Strelitz seine Eigenständigkeit. Sie wird am 1. Oktoberwegen finanziellen Notstandes nach Neustrelitz eingemeindet und erhält die Bezeichnung Strelitz – Alt.

 

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